Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Gummibärchen: elastisch, dehnbar, belastbar, geschmeidig, weich!

Ein Scherz? Nein!
Denn unser Körper besteht aus gummibärchenartigen Strukturen, genannt Faszien. Diese Faszien sind auch bekannt als Bindegewebe, welches meist in Verbindung mit Orangenhaut gebracht wird.


„Faszien“ haben ihren Wortstamm aus dem Lateinischen „Bündel“ oder „Band“ und stellen z.T. bandförmiges, sehr reißfestes Gewebe (bestehend aus u.a. Kollagen, Wasser, Klebstoffen) dar.

Sie bilden ein Netzwerk, welches den ganzen Körper von oben nach unten von vorne nach hinten von innen nach außen durchzieht, für Elastizität, Gleitfähigkeit sowie Verschiebbarkeit von Organen und Muskeln sorgt und einen immensen Einfluss auf unsere Gesundheit hat.

Auf welche Art und Weise lässt sich sehr einfach an dem Gummibärchen-Modell erklären:

  • Liegen Gummibärchen zu lange in der Sonne, werden sie weich, verändern ihre Form und bleiben dann in dieser.
  • Liegen Gummibärchen im Kühlschrank, werden sie fest und starr.
  • Liegen Gummibärchen an der frischen Luft, trocknen sie aus, werden spröde und können leicht reißen.

Im Falle von Faszien spricht man von Verklebungen, Verhärtungen und Verdrehungen, die zu den unterschiedlichsten Beschwerden führen können, z.B.

  • Nacken-, Schulter- oder Rückenschmerzen
  • Migräne
  • Stabilitäts- und Kraftverlust
  • punktuelle Schmerzen an z.B. der Ferse
  • Steifigkeit in Gelenken

Das Bindegewebsnetzwerk verbindet alle Teile des Körpers (Muskeln, Sehnen, Knochen, Gefäße, Nerven) und stellt sicher, dass diese am richtigen Platz sind.
Mit unserem Gummibärchen-Modell erklärt:
Zieht man der Länge nach an dem Gummibärchen, so muss sich das ganze Gelatinenetzwerk anpassen – das Gummibärchen wird lang und schmal. In der Regel zieht es sich dann wieder zurück in die Ausgangsposition, wenn der Zug nachlässt.
Das Gleiche geschieht, wenn man das Gummibärchen zusammendrückt. Das Gewebsnetzwerk passt sich wieder an – das Gummibärchen wird flach und breit und entfaltet sich in der Regel wieder in die Ausgangsposition.

Das Bindegewebe sorgt dafür, dass all unsere Organe und Körperteile an ihrem richtigen Platz sind und bei Bedarf (Positions- und Lageveränderung, Druck und Zug) reagieren und sich verschieben können, wie z.B. beim Atmen.
Atmet man ein, dehnen sich die Lungen aus und die Organe werden im Bauchraum verschoben, ohne dass es die Funktionen dieser beeinträchtigt.
Durch Alterungsprozesse, Umwelteinflüsse, etc. kann es passieren, dass Faszien verkleben und somit ihre eigentlichen Funktionen (Verschiebbarkeit, Gleitfähigkeit, Elastizität, etc.) und somit das Zusammenspiel des gesamten Körpernetzwerks massiv beeinträchtigt wird.

Viele undefinierte und unerklärliche Schmerzen liegen in verklebten Faszien begründet und diese Verklebungen können auch nicht auf dem Röntgenbild sichtbar gemacht werden.
Dr. Robert Schleip, der führende Faszienforscher, Humanbiologe und Leiter des Fascia Research Project der Universität Ulm, erklärt zum Thema Rückenschmerzen, dass weniger als 20 Prozent der Fälle die Bandscheiben verantwortlich sind. Die übrigen 80 Prozent haben andere Ursachen und darunter meist verklebte Faszien.
Doch was bringt Faszien dazu, sich zu verkleben? Das sind ihre typischen Feinde wie Bewegungsmangel, Stress, Übersäuerung, Fehlbewegungen und Operationen.
Daher lohnt es sich, Maßnahmen zu ergreifen, die das Bindegewebe durch Trainingsmaßnahmen, wie springen, dehnen und ausrollen* (wird in der nächsten Ausgabe erklärt) gesund, geschmeidig und elastisch zu halten.
Bei undefinierbaren Schmerzen empfiehlt es sich, einen Faszien-Spezialisten zu kontaktieren. Faszien-Spezialisten sind Therapeuten die gezielte Faszien-Therapie anbieten, u.a. Osteopathie, Rolfing, KMI (Kinesis Myofascial Integration), FDM (Fasziendistorsionsmodell) nach Typaldos, und mit den Händen und evtl. Therapiewerkzeugen Verklebungen und Verdrehungen des Bindegewebes aufspüren und auflösen.